Ahrensburg (ve). Ein großes Loch in einer Fensterscheibe ihres Gebetsraumes – das mussten die Mitglieder des Moscheevereins in Ahrensburg gestern entdecken. Und auf dem Film ihrer Überwachungskameras haben sie dann gesehen, wer die Scheibe eingeworfen hatte.
Der Moscheeverein Ahrensburg, Ulu Cami, hat seit einigen Jahren seinen Sitz in einem Gebäude im Woldenhorn, dort wurde in der Nacht zu Freitag eine Scheibe eingeschlagen. Blick von innen im Gebetsraum der Ulu Moschee auf das Loch in der Scheibe.
Ein junger Mann sei in der Nacht zum Freitag um 1.30 Uhr mehrfach von der Straße Woldenhorn aus auf das Grundstück der Ulu Moschee gegangen und habe mit Steinen auf das Gebäude geworfen, berichten Ibrahim Taskin, Vorsitzender des Moscheevereins Ulu Cami, und Nizamettin Ceylan, Stellvertretender Vorsitzender des Ahrensburger Moscheevereins und Stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Dachverbandes, der Islamischen Religionsgemeinschaft DITIB, zu der der Ahrensburger Moscheeverein gehört, im Gespräch mit ahrensburg24.de.
Moscheeverein Ulu Cami Ahrensburg: War es ein Islam-feindlicher Anschlag?
Schließlich habe der junge Mann einen großen Stein genommen und ihn mit Kraft durch das Fenster am rechten Rand des Gebetsraumes geworfen. Die Scheibe zerbarst, ein großes Loch entstand. Neben dem Loch in der Scheibe sind außerdem im Fensterrahmen an anderen Stellen kleine Löcher zu erkennen.
“Der hat das mit Wut gemacht”, sagt Ibrahim Taskin und zeigt ahrensburg24.de einzelne Bilder aus der Aufzeichnung der Überwachungskamera. Seitdem die Moschee vor einigen Jahren mit Hakenkreuzen beschmiert worden ist, zeichnet der Verein mit vier Kameras alles auf, was auf dem Gelände der Moschee passiert.
Für die Mitglieder des Moscheevereins ist es nicht ausgeschlossen, dass ein Islam-feindlicher Hintergrund zu der Tat geführt hat. Vor einer Woche erst mussten sie Aufkleber von der Außenwand ihrer Moschee entfernen, auf denen zu lesen war: “Islamists not welcome – Sharia free zone”. Jetzt noch klebt ein solcher Aufkleber an einer Laterne am Gehweg vor der Moschee. “Aber sie treffen uns damit nicht”, sagen die Mitglieder des Vereins.
Vorsitzender Ibrahim Taskin: “Wir gehören nach Ahrensburg”
Es gibt noch andere Vorfälle in der jüngsten Zeit: “Meine Familie und ich werden angerufen von fremden Leuten, die sagen, wir sollen nach Hause gehen und das wir nicht hierher gehören”, sagt Ibrahim Taskin. “Aber wir fühlen uns als Ahrensburger, wir sind hier Zuhause. Ich lebe seit 30 Jahren in Ahrensburg, ich arbeite hier, zahle meine Steuern. Und wir lassen uns nicht einschüchtern.” Auch die aktuelle Lage in seinem Heimatland, der Türkei, kann Ibrahim Taskin nicht schrecken: “Präsident Erdogan versucht, seine Macht zu erweitern, das machen viele”, sagt er. Sein Lebenszentrum bleibe Deutschland und Ahrensburg, “die Türkei ist für mich weit weg.”
Ahrensburg und der Moscheeverein gelten als Musterbeispiel der Integration, ergänzt Nizamettin Ceylan. “In Ahrensburg gibt es einen guten Kontakt zu den anderen Kirchen, zu anderen Vereinen, zur Stadt, überall bringen wir uns friedvoll ein”, erzählt er. Vorträge informieren über die Religion in Deutschland, zum Beispiel regelmäßig bei der Veranstaltungsreihe “Interkultureller Herbst” oder in Kooperation mit der Volkshochschule Ahrensburg und dem Netzwerk für Migration und Integration.
Der Verein erfahre auch nach dem Vorfall jetzt Zuspruch in der Stadt, Ceylan: “Viele Ahrensburger habe gestern und heute uns gegenüber ihre Betroffenheit zum Ausdruck gebracht.” Betroffen sind auch Mehmet Aydemir von der Migrations-Beratungsstelle der Arbeiterwohlfahrt Ahrensburg (AWO) und der Vorsitzende der AWO, Jürgen Eckert, die heute vor Ort waren.
Der Vorgang werde jetzt der Polizei übergeben, sagen Taskin und Ceylan, die Videoaufnahmen und Fotos sollen dort ausgewertet werden. “Der Täter hat eine Kapuze auf”, sagt Taskin, “aber man kann trotzdem erkennen, wer es ist. Es ist jetzt die Aufgabe der Polizei, das aufzuklären.”
Der Moscheeverein Ahrensburg Ulu Cami hat seit einigen Jahren seinen Sitz in einem Gebäude im Woldenhorn, dort wurde in der Nacht zu Freitag eine Scheibe eingeschlagen. Mitglieder des Vereins zeigen sich betroffen, auch Mehmet Aydemir von der AWO-Migrationsberatungsstelle neben Nizamettin Ceylan und Ibrahim Taskin vom Vorstand des Vereins und Jürgen Eckert, Vorsitzender der AWO Ahrensburg (von rechts).
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