Ahrensburg (ve). Was kann die EU eigentlich für uns tun? Das haben heute zwei große Ahrensburger Unternehmen erfahren. Ihre Innovationsleistung wird mit europäischen Mitteln gefördert.
EU-Förderung für die Ahrensburger Unternehmen Basler AG und Job Thermo Bulbs GmbH: Norbert Basler erläutert Erich Unterwurzacher, Michael Sarach und Reinhard Meyer (von links) Entwicklung und Fertigung der Produkte bei der Basler AG.
Es sind zwei Unternehmen, die mit Ahrensburg Stadtgeschichte geschrieben haben. Die Job Thermo Bulbs GmbH und die Basler AG sind beide in ihren Bereichen Weltmarktführer, ansässig im Gewerbegebiet Beimoor Nord und der Stadt und Region sehr verbunden. Beide haben sich für aktuelle Standorterweiterungen für Ahrensburg entschieden, Job baut derzeit auf seinem Gelände, für Basler wurden politisch die Weichen gestellt, die Firmengebäude auf dem Nachbargrundstück zu erweitern. Und nun können beide ihre Forschungsarbeit mit Geldern aus der Europäischen Union speisen.
Europäische Union fördert zwei Weltmarktführer in Ahrensburg
Welche Projekte werden gefördert? Die Basler AG, Entwickler von Industriekameratechnologie, investiert derzeit in eine neue Inspektionstechnologie unter anderem für die Solarbranche. Dieses Projekt hat ein Volumen von 2,9 Millionen Euro, gefördert wird es mit 725.000 Euro. Job Thermo Bulbs GmbH entwickelt gerade eine neue Präzisionsglasziehanlage für die Herstellung von Glasampullen. Das Projekt hat ein Volumen von knapp 270.000 Euro, knapp 95.000 Euro beträgt der Zuschuss der EU. Beide Unternehmen haben das heute dem EU-Direktor für Mitteleuropa, Erich Unterwurzacher, gemeinsam mit Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Reinhard Meyer, Bürgermeister Michael Sarach sowie Auszubildende der Unternehmen vorgestellt.
EU-Förderung für die Ahrensburger Unternehmen Basler AG und Job Thermo Bulbs GmbH: Vor der Präzisionsziehmaschine bei der Job Thermo Bulbs GmbH
Die Basler AG hat seit der Ausrichtung des Unternehmens auf die Herstellung Industriekameras im Jahr 2005 ein stetes Wachstum von zehn bis 15 Prozent jährlich verzeichnet und damit in 2015 einen Umsatz von 84 Millionen Euro erwirtschaftet. Derzeit entwickelt die Forschungsabteilung Kameras, die mit einem Objektiv dreidimensionale Bilder erstellen und somit Abstände zwischen Gegenständen und die Größe eines Gegenstandes erfassen können.
“25 Prozent unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung”, erläutert es Norbert Basler, Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender der Basler AG. Innovation sei für das Unternehmen eine wesentliche Kernkompetenz, “dafür arbeiten wir auch zum Beispiel gerne mit Hochschulen und Fachhochschulen zusammen.” Kameratechnologie sei wesentlich für die Weiterentwicklung von Produktionsprozessen, “überall, wo ein Roboter arbeitet, erfasst er das, was er tun muss, mit Kameras.” Auch zum Beispiel die google-Autos würden mit Basler-Kameras fahren.
Job Thermo Bulbs GmbH stellt Glasampullen für Sprinkleranlagen und Rauchmeldeanlagen her und sind mit einem Anteil von 79 Prozent am Weltmarkt Marktführer in ihrem Segment. Diese Ampullen sitzen in den Sprinkleranlagen und platzen, sobald die Umgebungstemperatur heißer als 68 Grad Celsius wird. So werden die Ventile freigegeben und das Wasser kann den Brand löschen. Doch an diese Ampullen sind unterschiedliche Herausforderungen gestellt: “Zum Beispiel haben wir gerade eine Ampulle entwickelt, die UV-Licht-beständig ist”, erläutert es Geschäftsführer Bodo Müller.
Diese Glasampullen müssen mit hoher Präzision gefertigt werden und durchlaufen viele Qualitätsprüfungen. Die Fertigungsanlage für diese Ampullen wird entsprechend aufwändig immer weiter entwickelt. “Wir können von unserer Produktion sagen”, so Bodo Müller nicht ohne Stolz, “dass wir eine Reklamationsquote von null Prozent haben. Unsere Produkte sind zu 100 Prozent verlässlich und müssen es auch sein.”
Die beiden Unternehmen kommen in den Genuss einer EU-Förderung, für die sich auch andere Unternehmen bewerben können. Der Direktor der Generaldirektion Regionalpolitik der Europäischen Kommission, Erich Unterwurzacher, hat gemeinsam mit Wirtschaftsminister Reinhard Meyer an die Betriebe in Schleswig-Holstein appelliert, für geplante Investitionen die Fördermöglichkeiten der EU stärker auszuschöpfen und sich damit noch wettbewerbsfähiger und zukunfsfester aufzustellen. Bei ihrem Besuch in Ahrensburg begleitete sie Bürgermeister Michael Sarach.
Wirtschaftsministerium Schleswig-Holstein: Weitere Unternehmen können gefördert werden
Unterwurzacher und Meyer machten bei ihrem Besuch bei den Ahrensburger Unternehmen deutlich, dass bis zum Jahr 2020 allein aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) für Schleswig-Holstein 271 Millionen Euro zur Verfügung stünden. “Es müssen aber keineswegs nur Hochtechnologie-Projekte sein, die wir unterstützen, sondern wir stehen jedem kleinen und mittelständischen Betrieb offen”, so der Kommissionsdirektor.
“Dieses Programm läuft von 2014 bis 2020″, erläutert es Rüdiger Balduhn, im Wirtschaftsministerium zuständiger Europa-Referatsleiter, “und es sind noch nicht alle Mittel vergeben.”
Für Norbert Basler ist Innovation eine wesentliche Voraussetzung für eine funktionierende Wirtschaft: “Mich erschreckt, dass die Zahl der Unternehmensgründungen in den vergangenen Jahren rapide abgenommen hat. Und das in einer Zeit, in der so viel Entwicklungspotenzial in der Technologie steckt, dass Neugründungen eigentlich ganz einfach sind.” So regt er an, bei der EU-Förderung auch Gründer im Blick zu haben.
Für Bodo Müller hat die Förderung von Seiten der EU auch eine ganz praktische Komponente: “So eng wie aus Anlass dieser Förderung war die Kommunikation zwischen den Ebenen Unternehmen, Land und EU selten. Dieser Austausch und diese Kommunikation ist wichtig.”
EU-Förderung für die Ahrensburger Unternehmen Basler AG und Job Thermo Bulbs GmbH: Bürgermeister Michael Sarach, Götz Gieselmann, Geschäftsführer der Job Thermo Bulbs GmbH, Wirtschaftminister Reinhard Meyer, Norbert Basler, Aufsichtsratsvorsitzender Basler AG, EU-Kommissionsdirektor Erich Unterwurzacher und Bodo Müller, Geschäftsführer der Job Thermo Bulbs GmbH (von links).
↧