Ahrensburg (ve). Den Dreck von anderen wegräumen? Wer macht schon so etwas? Andreas Nuppnau macht das – noch dazu nach einem groben Fall von Vandalismus in einer Bankfiliale.
Der “Tatortreiniger” Andreas Nuppnau und seine Frau Kirsten.
Es ist Sonntag früh, 5 Uhr. Andreas Nuppnau fährt seine Frau Kirsten von Bargteheide aus zu ihrer Arbeitsstätte in die Park Klinik und wollte auf dem Rückweg noch auf die Schnelle Bankgeschäfte erledigen. Macht sich also auf in die Große Straße zur Filiale der Raiffeisenbank Südstormarn Mölln eG.
Doch schon vor der Eingangstür der Filiale ist alles anders. “Auf der Straße lag die große Palme, die eigentlich im Vorraum steht, auf der Fahrbahn, der Topf hinten dran”, erinnert er sich. Dann schaut er in den Vorraum der Filiale – überall Krümel der Erde aus dem Pflanztopf, Vordrucke zum Überweisen überall auf dem Fußboden zerstreut. Da muss jemand ziemlich gewütet haben.
Nun hätte Andreas Nuppnau – schließlich ist es fünf Uhr früh am Sonntag morgen – sich davon schleichen können. Oder er hätte vorsichtig über den Dreck steigen können, um zum Geldautomat zu gelangen. Hat er aber nicht. Er entscheidet sich, Tatortreiniger zu sein.
Er holte die Palme von der Straße und stellte sie wieder in den Vorraum. Dann griff er sich ein paar rumliegende Flyer, formte daraus Handfeger und Schaufel – und räumte den Vorraum ordentlich wieder auf. Die Palme stellte er an die Seite, die Vordrucke kamen zurück in ihre Aufsteller. Bis alles wieder ordentlich aussah. “Das kann man doch nicht so liegen lassen”, sagt Andreas Nuppnau. Und den Randalierer versteht er auch nicht: “Man hat Gegenstände, die einem nicht gehören, in Ruhe zu lassen und nicht zu demolieren”, sagt er.
Filialleiter Alexander Müller bedankt sich bei Andreas Nuppnau, einen Gutschein für ein Restaurantbesuch hatte er auch dabei.
Als die Mitarbeiter der Bank am Montag morgen ihre Filiale betraten, konnten sie sich zunächst keinen Reim auf das machen, was sie vorfanden. Die Palme – knapp zwei Meter im Durchmesser groß hatte sie die Aktion nicht unverletzt überstanden – und ihr Topf kaputt, ein Häufchen Erde ordentlich zusammengefegt daneben? Flyer und Belege zwar geordnet an ihrem Platz, aber irgendwie anders? Wie geht das?
Die Filme der Überwachungskamera klärten natürlich alles auf. Ein Mann hatte sich etwa eine Stunde, bevor Andreas Nuppnau zu der Bank kam, eine Spaß daraus gemacht, zu randalieren. Er war es, der das Chaos aus Erde und Vordrucken verursachte. Und die Bilder zeigen eben auch, wie Andreas Nuppnau alles sorgsam eine Stunde später wieder aufräumt – ohne von dem Vorfall vorher zu wissen.
“Als ich die Bilder der Überwachungskamera gesehen habe, traute ich meinen Augen nicht”, sagt Filialleiter Alexander Müller. “Es ist nicht selbstverständlich, dass jemand sich derart kümmert, so wie Herr Nuppnau das getan hat. Nicht zuletzt, weil manche vielleicht auch Angst oder Sorge den Vorraum gar nicht betreten hätten.” Und zu dem Herren davor fällt Alexander Müller auch nicht viel ein: “Der war nicht betrunken oder so, das hätte man gesehen. Der hat in aller Ruhe dort einfach Chaos angerichtet.” Und dann auch noch Bankgeschäfte erledigt – anonym ist er damit jedenfalls nicht mehr.
Andreas Nuppnau blieb auch nicht anonym. Das gibt Alexander Müller die Gelegenheit, sich bei ihm zu bedanken – mit einem Gutschein für einen Restaurantbesuch für ihn und sein Frau. Die beiden freuten sich sichtlich, denn als Maler und Lackierer ist es für Andreas Nuppnau derzeit nicht einfach. Über ein Jobangebot einer Firma würde er sich freuen. Über seine soziale Kompetenz kann der interessierte Arbeitgeber einiges erfahren auf dem Überwachungsfilm der Bank von Sonntag früh.
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