Ahrensburg (ve). Sie machen alles im Ehrenamt – aber das hochprofessionell. Die Freiwilligen, die derzeit den vielen Flüchtlingen in Ahrensburg Deutschunterricht erteilen, haben sich zu einer Lehrerkonferenz getroffen. Und mussten sich damit auseinandersetzen, dass das neue Gesetz der Bundesregierung ihre Arbeitsbedingungen auf den Kopf stellt.
Lehrerkonferenz der Deutschkurse für Flüchtlinge in Ahrensburg. Bürgermeister Michael Sarach: “Sie leisten Unglaubliches!” Im Bild ganz links sitzend Philipp Schwanenberg und ganz rechts stehend Dr. Isaac Gieshoidt.
Derzeit werden in Ahrensburg 168 Schülerinnen und Schüler aus 13 verschiedenen Ländern unterrichtet, 62 Lehrerinnen und Lehrer machen dies einmal oder mehrmals in der Woche. Zehn aktive Deutschkurse gibt es derzeit in der Schlossstadt.
Flüchtlinge: Deutschunterricht für Menschen aus Syrien, Eritrea, dem Iran und dem Irak
Doch mit dem neuen Gesetz zum Deutschunterricht ändern sich die Bedingungen. Da die Bundesregierung jetzt Finanzmittel für den Unterricht von Menschen aus Syrien, Eritrea, dem Iran und dem Irak zur Verfügung stellt, schießen derartige Kurse an Volkshochschulen, der Wirtschafstakademie oder anderen Institutionen förmlich aus dem Boden, berichtet Philipp Schwanenberg, engagierter Koordinator des Ahrensburger Deutschunterrichtes. Die Menschen verlassen gleichzeitig die ehrenamtlich angebotenen Kurse.
Grundsätzlich richtig, finden Schwanenberg und sein Team, doch sie üben Kritik an den professionellen Kursen: “Dort werden 25 Teilnehmer von einem oder zwei Lehrer unterrichtet, bei uns sind die Arbeitsgruppen viel kleiner.” In den ehrenamtlichen Kursen könne viel direkter und im freundschaftlichen Umgang mit den Menschen gearbeitet werden. Zudem gebe es keine Schnittstelle zu den ehrenamtlichen Einrichtungen, so dass nach Beendigung der Sprachkurse die Teilnehmer nicht in die ehrenamtlichen Kurse weitergereicht werden.
Starke Fluktuation in den Deutschkursen, weniger Flüchtlinge melden sich an
Auch die verstärkte Durchsetzung der Abschiebegesetzgebung erschwert den Deutschlehrern kontinuierliche Arbeit. Denn sie erfahren nicht, wer Deutschland verlassen muss – die Menschen bleiben einfach weg. Zum einen bedingt das eine enorme Fluktuation in den Kursen, was wiederum eine erfolgreiche Arbeit erschwert. Doch zusammen mit den Folgen des neuen Gesetzes für die Sprachkurse bedinge es auch ein Ausbleiben von weiteren Anmeldungen für Kurse überhaupt – obwohl die Zahl der angekommenen Flüchtlinge steigt, und nicht sinkt.
Lehrerkonferenz der Deutschkurse für Flüchtlinge in Ahrensburg: Bürgervorsteher Roland Wilde dankt in seinem Grußwort den engagierten Ehrenamtlern.
Das Team der Ahrensburger Deutschkurse, es besteht aus Dr. Isaac Gieshoidt, Philipp und Pia Schwanenberg, Claudia Wendland, Dagmar Spottka, Christina und Armin Cool sowie Marianne Baier-Rudolf, diskutiert derzeit intern, wie auf die fehlenden Anmeldungen reagiert werden kann. Denn die Deutschkurse insgesamt scheinen sehr erfolgreich, wie die Lehrerinnen und Lehrer auf der Konferenz berichten. Sie erleben viel Lernbereitschaft und Offenheit in ihren Unterrichtsstunden, “von einem Paar weiß ich”, erzählt eine Lehrerin, “das sie gleich in mehreren Kursen sind, um möglichst schnell Deutsch zu lernen.”
Auf der Konferenz wird deutlich, auf welch’ professioneller Basis in Ahrensburg dieser ehrenamtliche Deutschunterricht organisiert wird. Gieshoidt und Schwanenberg leiten die Konferenz und zeigen anhand von Organigrammen die Struktur der Organisation. Doch trotzdem ergäben sich Schwierigkeiten, Schwanenberg: “Der Kontakt zu den Paten ist gut, aber trotzdem würden wir uns wünschen, dass wir von jedem Teilnehmer auch wissen, wer sein Pate im Freundeskreis für Flüchtlinge ist. Dann ist eine direkte Kommunikation möglich.”
Bürgermeister Michael Sarach und Bürgervorsteher Roland Wilde dankten dem Team für ihre Arbeit und sicherten Unterstützung zu, Sarach bat: “Lassen Sie nicht nach in Ihren Bemühungen. Sie leisten Unglaubliches!”.
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