Ahrensburg (ve). Das war ein echter Wettkampf gestern Abend im Bauausschuss. Wer ist besser, welche Planung ist für die Stadt die richtige? Das Kino am Bahnhof oder das Kino auf der Alten Reitbahn? Klar ist: Wenn das Kino – und der Lindenhof – steht, wird Ahrensburg sich verändern, urbaner werden. Wie zwei potenzielle Investoren sich und ihre Idee gestern Abend dem Bauausschuss vorgestellt haben und warum beide sie die “eierlegende Wollmilchsau” nennen.
Planung des neuen Kinos und der Bebauung Alte Reitbahn.Grafiken: C. Melchers GmbH & Co. KG / Procom Invest / K-Motion GmbH & Co. KGMontage: ahrensburg24.de
Es gibt eine große Ungleichheit: Der eine Vorschlag kann mit zwei Grundstücken arbeiten, der andere nur mit einem. Hintergrund: Die Idee, den Edeka-Markt vom Bahnhof auf die Alte Reitbahn zu verlegen und das Kino am Bahnhof unterzubringen, gefällt auch dem Eigentümer des Grundstückes am Bahnhof, der Firma C. Melchers GmbH & Co. KG. Er hat die Planung gestern als Investor zusammen mit der Firma Edeka und dem Kinobetreiber K-Motions vorgestellt.
Die Investoren: C. Melchers GmbH & Co. KG und P&B Bau Consulting UG
Der zweite Investor, Procom Invest gemeinsam mit P&B Bau Consulting UG, kann nur auf der Alten Reitbahn planen, Edeka und das Grundstück blieben außen vor. Und so bringt er alles das, was auf der Alten Reitbahn umgesetzt werden muss – Parken, Wohnen, Einkaufen – eben dort unter. Und noch einiges mehr: plus Kino, plus Elektromarkt und sogar noch plus Dachgarten. Schon alleine das führt dazu, dass dieses Konzept viel kompakter ist, als sein Konkurrent.
Planung des neuen Kinos und der Bebauung Alte Reitbahn: Das Kino im Baukomplex an der Alten Reitbahn, wie es die P&B Bau Consulting UG plant. Grafik: Procom Invest
Vorgabe für die Alte Reitbahn war, dass dort Wohnen, Parken und Einkaufen umgesetzt werden soll. Damit werde die “eierlegende Wollmilchsau” erwartet, sagen beide Planer übereinstimmend, weil das Gebäude viel mehr können müsse, als auf dieser Fläche eigentlich möglich ist. Beide Investoren haben dafür eine ähnliche Lösung: Sie verlegen das Parken auf das Dach, Melchers zusätzlich in eine Tiefgarage, und sie ordnen die Wohnung in mehrgeschossigen Hochbauten an. Melchers plant mit 270 Stellplätzen, Procom mit 150 Stellplätzen. Bei beiden Konzepten entstehen auf insgesamt circa 3.700 Quadratmetern Wohnungen.
Wohnen, Parken, Einkaufen – und Kino
Auch der Platz für Einkaufen ist in etwa gleich, bei Procom sogar etwas größer. Entsteht bei Melchers / Edeka ein Edeka-Markt auf einer Fläche von 3.000 Quadratmetern, so teilen Procom die Fläche für einen Lebensmittler in einer Größe von 2.100 Quadratmetern und einen Elektromarkt – konkretes Interesse und Planungen gäbe es von dem Unternehmen expert medialand – in einer Größe von 1.800 Quadratmetern. Für den Lebensmittler gilt, dass er für jeden Mieter offen ist – auch für einen Edeka Markt. Der Umzug und Neubau des Edeka Marktes am Bahnhof wäre also auch mit dieser Lösung möglich. Planung des neuen Kinos und der Bebauung Alte Reitbahn: Vorschlag des Investors C. Melchers GmbH & Co. KG für die Alte Reitbahn. Grafik: C. Melchers GmbH & Co. KG
Allerdings: Bei Procom kommen die vier Kinosäle noch dazu, und zwar auf der Seite des Gebäudes in Richtung Polizei. So könne der Gebäudeteil, betonte Dennis Barth, Geschäftsführer von Procom Invest, im Falle eines Falles umgebaut oder sogar zurückgebaut werden, sollte das Kino schließen müssen. Eine Kinoruine sei damit ausgeschlossen. 1.350 Quadratmeter rechnet Procom für die vier Kinosäle. Interesse hätte der Kinobetreiber Martin Zeitz, der ein Haus in Bad Salzuflen mit insgesamt 288 Sitzplätzen betreut. Für andere Interessenten ist Procom offen.
Melchers baut das Kino auf dem Grundstück neben dem Alten Lokschuppen. Auch dieses Kino würde vier Säle haben mit insgesamt 630 Sitzplätzen, stellt es die Firma K-Motion GmbH & Co. KG aus Hamburg vor. 70 Parkplätze würden auf dem eigenen Grundstück entstehen. In beiden Konzepten ist einer der Säle übrigens als Multifunktionsaal geplant – ein weiterer Veranstaltungsraum also für die Stadt. Planung des neuen Kinos und der Bebauung Alte Reitbahn: Vorschlag für das Kino am Bahnhof des Kinobetreibers K-Motion GmbH & Co. KG. Grafik:K-Motion GmbH & Co. KG
Fachgutachten über die Auswirkungen
Soweit die Grundzüge der beiden Konzepte, die jetzt im Rennen stehen. Bis zum Freitag, 18. Dezember 2015, haben beide Planer die Chance, ihre Konzepte zu überarbeiten. Gleichzeitig werden Fachgutachten erstellt, die die Auswirkungen auf Verkehr und den Ahrensburger Einzelhandel untersuchen sollen. Die Stadtverwaltung will auf dieser Basis Ende Januar im Bauausschuss eine Empfehlung aussprechen.
Ist es ein fairer Wettbewerb?
Zweifel an einem fairen Wettbewerb kamen Jörg Hansen von Bündnis 90/Die Grünen. Denn zu Beginn des Tagesordnungspunktes wurde das Ergebnis der städtebaulichen Studie durch WRS Architekten und Stadtplaner vorgestellt. Und diese Studie war dem Investorenteam Melchers, K-Motion und Edeka bekannt – wie es auch in deren Vorstellung benannt wurde. So ähnelt die Planung auf der Alten Reitbahn der Studie der Städteplaner sehr.
Procom kannte diese Studie nicht und plante daher nach eigenen Grundsätzen der Städteplanung. Nach Ansicht von Barth gehöre eine Kino in die Innenstadt und die sieht er auf der Alten Reitbahn, nicht am Bahnhof.
Allerdings: Das Konzept Bahnhof / Alte Reitbahn ist genau das, was auch die Stadtverwaltung dem Bauausschuss vorgeschlagen hatte. Daher rührten die Zweifel von Jörg Hansen, ob von einem fairen Wettbewerb gesprochen werden könne, wenn Studie und konkrete Planung so deckungsgleich sind.
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